12 Stunden von Külsheim - Vom Spaß zur Qual
ein Rennbericht von Martin Moser
Vorneweg: Ja, es wurden viele lange Touren gefahren und ja, es wurde viel Zeit investiert mit etlichen Trainingskilometern. Denn um bei einem 12-Stunden Rennen anzutreten braucht es nun mal genügend Grundlage. Dass diese vorhanden war, zeigte sich bereits bei zahlreichen Mountainbikemarathons bei denen schon etliche Podest Plätze eingefahren werden konnten.
Freitag:
Die Anreise nach Külsheim zum 13. 12-Stunden Rennen erfolgte bereits am Freitag. Relaxed das Zelt aufgebaut, Startnummer geholt und auf zum nächsten Italiener, in der Hoffnung, dass die Tagliatelle mit Spinat und Shrimps, gespült mit einem Regenerationsweißbier, die nötige Energie für den nächsten Tag liefern sollte. Ab ins Zelt und gute Nacht.
Samstag:
12 Trinkflaschen, 12 Energieriegel, Wechselkleidung und der Werkzeugkoffer wurde in einem Fahrerzelt an der Strecke positioniert. Die Renneinteilung war wie folgt: 2 Stunden fahren dann Aufnahme von einer Flasche und einem Riegel für die nächsten 2 Stunden. Das dies nicht aufgehen sollte, stellte sich erst später raus.
Die Wetterverhältnisse waren top. Leicht bewölkt mit sonnigen Abschnitten und angenehmen durchschnittlichen 21 Grad.
Um Punkt 9 Uhr erfolgte der Start. Gespannt auf die Strecke und locker angehend folgte ich dem Feld aus Einzelstartern, 2er, 3er und 4er Teams erstmal ganz hinten.
Mann, das wird klasse. Eine geile Strecke war das. Panzerhügel mit abheben, rasante Waldtrails und knackige Anstiege wechselten einander ab. Zum Ende des knapp 10 Kilometer langen Rundkurses standen Frauen und Männer und pushten die Fahrer mit Trommeln und Motivationsrufe nach oben.
Mann, das wird klasse. Das dachte ich auch noch nach zwei Stunden. Der erste Stopp stand an. Eine Flasche und ein Riegel wurde aus dem Fahrerzelt geholt. Platzierung unbekannt, war ja auch egal. Spaß macht`s.
Mann, das wird klasse - phuuu, nach vier Stunden motivierte ich mich mit: „Naja, ein Drittel ist ja schon geschafft“.
Rundendurchfahrt bei Stunde sechs: Die Stadiondurchsage die das Rennen veränderte: „Hier kommt die Nummer 136. Einzelstarter Ü40 zur Zeit auf Platz 3, weiter so“.
Gedanken schießen durch den Kopf. Platz 3, wo ist der Fahrer vor mir und in welchem Abstand folgt mir der 4 Platz. Fragen, auf die ich bis zum Ende des Rennens keine Antwort bekam. Also weiter und nicht bummeln. Pulskontrolle - nicht nachlassen - immer schön Druck auf´s Pedal - Jetzt hörte der Spaß auf.
Die anfänglich noch einigermaßen harmlosen Wiesenabschnitte verursachten nun immer mehr unangenehme Handgelenkschmerzen. Bei den Abfahrten immer wieder die Konzentration behalten und schauen, dass materialschonend gefahren wurde.
Und immer wieder die Stadiondurchsage „Auf Platz drei Martin Moser“ aber ich keine Ahnung wo der Platz 4 unterwegs war. Trennten uns nur Sekunden oder schon ein paar Runden?
Meine geplante Stopptaktik wollte leider auch nicht aufgehen. Alle 2 Stunden 1 Flasche und 1 Riegel musste nach 8 Stunden über Bord geworfen werden. Also zwei Flaschen an Bord und zwei Riegel ins Trikot und weiter geht´s. Auf keinen Fall Krämpfe riskieren und immer schön essen.
Der Puls zeigte nun immer niedrigere Werte an, trotzdem konnten weiterhin konstante Rundenzeiten gefahren werden. Obwohl viele andere Fahrer bei zwei Steilstücken abstiegen, wollte ich nirgends schieben und fuhr, trotz schwerer Beine alle Anstiege hoch. Vor Stunden noch leichte Steigungen wurden zunehmend zu richtigen Rampen, was sich an der stetig niedrigeren Gangwahl bemerkbar machte.
So, 10 Stunden sind rum. Das drück ich auch noch durch. Nochmal zwei volle Flaschen ans Rad und ab geht’s auf die maximal vier letzten Runden - jetzt lassen wir es nochmal richtig krachen.
Nach knapp 12 Stunden beendete ich das Rennen, da eine weitere komplette Runde nicht mehr innerhalb der 12 Stunden möglich war und somit nicht gezählt werden würde. Somit war mir der 3. Platz sicher. Bin ja mal gespannt auf den Abstand zum vierten. Und tatsächlich trennten uns letztendlich lediglich 13 Minuten. Also nichts mit Pause machen oder bummeln, alles richtig gemacht.
Nach der Zieldurchfahrt erstmal den Körper durchchecken. Was tut alles weh, wie schau ich eigentlich aus und kann ich noch laufen? Es funktioniert noch alles - Staubüberzogen aber glücklich ab zum Zelt, umziehen, dann ins Festzelt und mir ein Weißbier gönnen. Dann ging´s schon zur Siegerehrung.
Krass, die unter 40-jährigen Einzelstarter fuhren tatsächlich weniger Runden als die über 40-jährigen. Wie sagte es so schön der Moderator: „Die alten können nicht nur länger, sondern auch schneller“.
Den Abend beendete ich dann mit dem Besuch des Hallenbades, genoss eine herrliche Dusche und noch ein kühles Bier vor dem Zelt, bevor mich die Müdigkeit übermannte.
Sonntag:
Glücksfall - im 50 Kilometer entfernten Wombach findet die Deutsche Meisterschaft im Cross Country statt. Alle namhaften Athleten aus der „Formel 1“ der Mountainbiker sind am Start. Also nichts anderes als Zelt abbauen, losstarten und um 10:15 Uhr den Start der Frauenelite anschauen. Halsbrecherische Abfahrten, Felspassagen und knüppelharte Anstiege mussten von den Spezialisten bewältigt werden. Sabine Spitz meisterte bei den Damen den Parcours am besten und wurde Deutsche Meisterin in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio.
Da zeigt sich doch mal wieder die Vielfältigkeit des schönen Mountainbike Sports. Vom Cross Country über Downhill, Marathon, Mehrstundenrennen bis hin zu den Etappenrennen. Vielfältiger und abwechslungsreicher kann kaum ein Sport sein.
Zusammenfassung:
Hier noch die nackten Zahlen vom 12 Stunden Rennen in Külsheim:
Fahrzeit: 11:28 Stunden
Distanz: 228 Kilometer
Kalorien: 6703
Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,7
gesamten Höhenmeter: 3846
Wertung: Ü40 Einzelstarter 3. Platz
Informationen zum Rennen unter: www.12stundenrennen.de
Fotos und weiter Info´s: auf der Seite in Facebook