12 Stunden Mountainbike EM in Dießen am Ammersee
Samstag, 30.07.2016 - Rennbericht von Martin Moser
Nach dem Debüt in Külsheim bei meinem ersten 12h Rennen reiste ich eigentlich ohne richtige Motivation und mit noch nicht komplett regenerierter Oberschenkelmuskulatur bereits am Freitag nach Südbayern an. Das Startpaket wurde geholt um am nächsten Tag in Ruhe um 08:00 Uhr an den Start gehen zu können. Bereits im Vorfeld wurde über Youtube die Strecke "besichtigt" und für gut befunden. Die anscheinend recht leichte Strecke entpuppte sich jedoch während des Echtbetriebs als alles andere als leicht.
Direkt an der Strecke parkte ich und stellte meine Verpflegung für die nächsten 12 Stunden hinter das Flatterband. 12 Trinkflaschen, 12 Xenofit Riegel und Kettenwachs waren somit sofort griffbereit. Für größere Defekte war im Fahrzeug alles weitere vorhanden (Schläuche, Ersatz Rocket Ron, Standpumpe, Kette usw.)
Start war pünktlich um 08:00 Uhr und ich reihte mich erstmal ganz hinten ein. Die ersten Runden auf dem 7,7 Kilometer lagen und 140 Höhenmeter betragenden Rundkurs sollte erstmal zur Eingewöhnung dienen.
So verflogen die ersten Runden. Die Strecke jedoch lag mir gar nicht. Eine lange Kiesschotterauffahrt wollte gar nicht mit meinem Körpergewicht harmonieren und die Abfahrten waren knifflig. Schlitternde Trails auf glitschigen Kieselwegen und feuchte Wurzelpassagen gaben mir fast den Rest und wenn es dann auf das einzige kurze Asphaltstück ging, erdrückte dich die Sonne bei tatsächlich über 30 Grad ohne schattenspendenden Bäume.
Zwei Trinkflaschen waren immer an Bord, da die Wechselzeit so gering wie möglich gehalten werden sollte. Pro Stunde eine Flasche war das Ziel bei der erdrückenden Hitze. Das hat eigentlich ganz gut geklappt. Ernährt wurde sich nur von Energieriegeln. Hmmmm Lecker.
Schon zu Beginn des Rennens war aber eins schon klar: So richtig Druck konnte nicht gemacht werden. Gute, gleichmäßige Pulswerte waren vorhanden aber die zwei giftigen Hammeranstiege von zirka 10 Meter Länge die kurz hochgedrückt werden mussten, zogen ganz schön den Saft aus den Beinen und oben angekommen waren erst mal ein paar Meter Regeneration erforderlich.
So kam es dann, wie es kommen musste, die Motivation sank, die Zeiten wurden langsamer und auch wenig Fahrer konnten eingeholt werden. Eigentlich ganz anders als in Külsheim wo immer viele Fahrer überholt wurden, was doch zeigte, dass hier in Dießen ein starkes Fahrerfeld vorhanden war.
Nach fünf Stunden Fahrzeit schwirrten erste Gedanken ans aufhören durch den Kopf. Dann wieder: "Einfach nur rum rollen. Hauptsache fahren und nicht stehen bleiben". An der gesamten Strecke auch null Zuschauer oder anfeuernde Gruppen vorhanden, taten ihr übriges dazu. Auch die Tatsache, dass keine Durchsagen vom Moderator gemacht und keine Informationen über den Stand des Rennens durchgegeben wurden war nicht gewinnbringend.
So schleppte ich mich von Runde zu Runde und war heilfroh, als mir Uwe Kuhnlein vom Mixed Team Sirius Bikes beim vorbei fahren auf die Schultern klopfte und sagte: "komm, auf geht´s, weiter so"
Also weiter. Runde für Runde. Ohne Information über die Zwischenstände. Gefühlt wie eine Schnecke, wenn der mir bekannte Fahrer und spätere Sieger in der Herrenkategorie Einzelstarter Kai Saaler an mir vorbei gerauscht ist.
Was einem bleibt ist Rechnen. Wieviel Runden noch. Wie komm ich hin, dass ich so knapp wie möglich an die 12 Stundengrenze ran komm. Wieviel Minuten muss jemand hinter einem liegen, dass er nicht mehr in der letzten Runden überholen kann, usw.
So ging dass nun ein paar Stunden lang. Aber dann zündete der mir vertraute und zuverlässige Turbo. Plötzlich wieder hochmotiviert wurden die letzten vier Stunden in Angriff genommen. Das Ende war greifbar Nahe und die noch verbleibende Rundenanzahl überschaubar. Jetzt wurde eingeholt. Die Rundenzeiten wurden ausgestoppt und immer wieder getoppt. Die letzten Energiereserven mobilisiert und bei der Durchfahrt bei 11 Stunden 34 Minuten die definitiv letzte Runde gestartet. Alles wurde gegeben und der Puls nochmals auf 170 Schläge gejagt.
Zwei Einzelstarter wurden überholt, was mich zwei weitere Plätze in der Gesamtwertung der Einzelstarter nach vorne brachte. Also reingeschossen ins Ziel und erstmal ein alkoholfreies Weizen inhaliert. Dann einen Teller Nudeln vernichtet und keine Gedanken an die Platzierung verschwendet.
Danach doch aus reiner Neugierde an den Zeitmessungsstand geschlendert und über die Ergebnisse geblickt. Da stand es. Schwarz auf weiß:
Martin Moser - Fichtelgebirgsracer - Master Herren - 31 Runden - Platz 2 - schnellste Runde 19:44 Min (übrigens die letzte Runde :-)
Wahnsinn: Vize Europameister der Einzelstarter in der Master Kategorie
Hier noch die nackten Zahlen:
237 Kilometer
11:51:01 Stunden
4080 Höhenmeter
Maximale Temperatur 32 Grad
verbrauchte Kalorien: 6914
maximale HF 172 bpm
Informationen zum Rennen: http://schatzbergrennen.de/
Ergebnisse: http://www.abavent.de/anmeldeservice/schatzbergrennen2016/ergebnisse